Klingende „Nacht der Museen“

Die "Nacht der Museen" im Mai ist bereits zu unserer kleinen Tradition geworden. Berücksichtigend die begrenzte Verfügbarkeit der Altstadt nach Einbruch der Dunkelheit organisieren wir diese Veranstaltung in den späten Abendstunden. Dieses Mal, am 11. Mai, ging es um das Thema Glocken. Im Mittelpunkt des Programms stand die Eröffnung einer Ausstellung im Berliner Tor mit mehreren Glocken aus Dutzenden von Ländern, die der Sammler Marian Łysakowski aus Zielona Góra gesammelt hatte. In der  polnischen TV-Sendung „Teleexpress“ als "sympathischer Verrückter", als Reisender und  als Reiseleiter  bezeichnet, präsentierte er nicht nur seine Sammlung und deren Entstehungsgeschichte, sondern sprach auch über die Geschichte der Glocken und der Glockengießerei.

Am Ende des Vortrags gab es eine kurze Demonstration des Spiels auf tibetanischen Schalen, die vom Sprecher und seinem Sohn ausgeführt wurde. Die Ausstellung im Berliner Tor ist während der Öffnungszeiten bis einschließlich 3. Juni geöffnet. Wir empfehlen Ihnen sehr den Besuch, denn die ausgestellten Exemplare - die man auch zum Klingen bringen kann - stellen eine große Attraktion dar. Der Besuch der Ausstellung ist frei.

Vor der Rede von Marian Łysakowski hielt der Direktor des Museums, Ryszard Skałba, einen Vortrag über die Geschichte der Küstriner Glocken, die in den historischen Quellen erwähnt wurden und die derzeit in den Kirchen in Küstrin erklingen. Die Zuhörer erfuhren unter anderem, dass die ersten uns bekannten Glocken im Turm der Marienkirche in der Altstadt zu Zeiten des  brandenburgischen Großen Kurfürsten Mitte des 17. Jahrhunderts  aufgehängt wurden. Im August 1758 wurden sie durch den Bombenangriff der Russen auf Stadt und Kirche zerstört, und die restlichen Fragmente wurden 1769 zum Gießen von 4 neuen Glocken verwendet. Wir hörten von den Inschriften, von ihrem Schicksal während des Zweiten Weltkriegs  und erfuhren, wie zwei von diesen Glocken im Jahre 2002 in der Kirche St. Maria Magdalena in Eberswalde wiedergefunden wurden. Der Sprecher präsentierte auch Informationen über die Glocken, deren Stimme in unserer Stadt jeden Tag von den Kirchtürmen zu hören ist.
Nach dem Treffen am Berliner Tor hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, den freien Eintritt in die Philipp-Bastion zu nutzen - an diesem Tag waren es fast 200 Personen.   Es gab auch eine spontane Führung für Interessenten durch die Ausstellung  und zum Schluss konnte am Lagerfeuer eine von den Mitarbeitern des Museums vorbereitete Wurst gebraten werden. Trotz  Kälte und  Regen gab es Amateur-Aufnahmen davon. Die letzten Besucher verließen die Altstadt in völliger Dunkelheit um 22:30 Uhr. Wenn schon Nacht, dann richtige Nacht...