Auf Körners Spuren

Vor einigen Monaten informierten wir über einen sensationellen Fund, als wir die Passage neben der Rathaus-Ruine, die den Markt mit der Scharrnstraße verbindet, freigelegt hatten. In einer der Mulden fanden wir persönliche Gegenstände, Waffen und Dokumente des letzten Küstriner Bürgermeisters Hermann Körner. Im Mai bekamen wir Besuch einer Delegation aus der Stadt Reinbek bei Hamburg, in der Körner nach dem Krieg für viele Jahre Bürgermeister war.

Inzwischen hatte dieser Besuch Folgen: die Reinbeker begannen, die Person ihres Ehrenbürgers – diese Würde war ihm von der Stadt verliehen worden – genauer zu untersuchen. Diskutiert wurde, ob eine wichtige Straße weiterhin seinen Namen tragen solle oder ob ihm diese Ehrenbürger-Würde aberkannt werden sollte. Federführend war dabei der Historiker und Archivar der Stadt Reinbek, Dr. Carsten Walczok. Ihm gelang es sogar, mit Nachfahren von Körners Familie in Südamerika Kontakt aufzunehmen und neue Archivmaterialien zu erhalten.

Nach diesen neuen Informationen erscheint es so, dass Körner ein sehr leistungsfähiger Verwalter und Manager war, der sich um die Stadt Reinbek in der Tat verdient gemacht hat. Auch als Mitglied der NSDAP hat er sich im Vergleich mit anderen Funktionären nicht als besonders negativ erwiesen. Der einzige Vorwurf, den man ihm machen kann, ist die Tatsache, dass er die Evakuierung der Küstriner Zivilbevölkerung viel zu spät, am 19. Februar, also drei Wochen nach dem Beginn der Kampfhandlungen, angeordnet hat. Aus den jetzt vorliegenden Dokumenten ergibt sich aber, dass diese Anordnung auf einer höheren Ebene getroffen wurde, so dass man ihn als Kreis-Chef der NSDAP und Bürgermeister von Küstrin nicht als Hauptschuldigen bezeichnen kann.

Dr. Walczok, der am 13. Juli 2018 unser Museum besuchte, informierte den Direktor Ryszard Skałba persönlich. Weitere Recherchen in den Archiven sind im Gange, wir werden regelmäßig über die Ergebnisse berichten.