Im polnisch-deutschen Grenzgebiet finden wir viele Objekte, sowie ganze Gruppen, die in der Vergangenheit und manchmal sogar heute nicht nur wegen ihrer peripheren geographischen Randlage beseitigt wurden. Ihre Einzigartigkeit ergibt sich aus dem Fehlen jeglicher kulturhistorischen Fundierung. Durch Völkermord, Flucht und Zwangsmigrationen auf Grund der Grenzverschiebungen nach dem Zweiten Weltkrieg und durch autoritäre Gesellschaftsreformen ist der ursprüngliche gesellschaftliche Kontext dieser Objektgruppen vollständig verschwunden. In der Praxis erweisen sich diese verlassenen und verwüsteten Liegenschaften oft als zu schwierig für private Zwecke. Während der Konferenz wurde das Potenzial dieses Erbes diskutiert, und auch wie die Bedeutung und historische Dimension dieser Objektgruppen verbreitet werden kann. Die Gruppe der Redner und Debattierer umfasste unter anderem Wissenschaftler, Historiker, aber auch Regionalisten und Museumsdirektoren. Ryszard Skałba, Direktor des Festungsmuseums Küstrin, sprach über die Sprengung des Küstriner Schlosses in den 1960er Jahren sowie über die Versuche und Probleme beim Gedenken an den jüdischen Friedhof an der Mickiewicza-Str. (ehem. Güterbahnhofstr.) in Kostrzyn. Die Konferenz beinhaltete eine Führung durch Frankfurt und Słubice. Es wurde auch die Publikation „Spuren des jüdischen Lebens im mittleren Odergebiet“ herausgegeben (in der Nähe von Küstrin/Kostrzyn gibt es beschriebene Objekte unter anderem in Landsberg/Gorzów, Drossen/Ośno, Vietz/Witnica und Kriescht/Krzeszyce), die in unserer Museumsbibliothek erhältlich ist.
Über marginalisiertes Kulturerbe
19/07/2022 - 11:15 geschrieben von Tomasz MichalakAm 7. und 8. Juli war das Collegium Polonicum in Słubice Gastgeber einer zweitägigen internationalen Konferenz über Schlösser, Gutshöfe und jüdische Friedhöfe an der polnisch-deutschen Grenze. Dies sind zwei Gruppen marginalisierten Kulturerbes, deren Urheber und Adressaten in der Regel nicht an dem Ort präsent sind, an dem sich dieses Erbe befindet.
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